Studie: Macht dein Platz in der Familie deine Persönlichkeit aus?

Sandwichkind, Nesthäkchen oder Einzelkind? So beeinflusst dein Platz in der Familie deine Persönlichkeit laut einer Studie

In jedem System haben Menschen unterschiedliche Rollen – so auch im System „Familie“.
Quelle: IMAGO / Westend61

Die meisten hegen gewisse Vorurteile gegenüber dem jüngsten, ältesten oder dem mittleren Kind der Familie - aber vor allem gegenüber Einzelkindern hat man bestimmte Vorstellungen über ihre Persönlichkeit. Bisher waren das hauptsächlich Urteile, die sie durch individuelle Erfahrungen gebildet haben. Oft fühlt sich das mittlere Kind durch seinen Platz nicht richtig in der Familie gesehen, die jüngsten fühlen sich sowieso nicht ernst genommen und die ältesten sind der Meinung, dass besonders das Jüngste es viel leichter hatte und verwöhnt wurde. Und dann hätten wir da noch die „typischen“ Einzelkinder. Aber was ist da wirklich dran? Verschiedene Wissenschaftler*innen haben sich in Studien immer wieder der Frage angenommen und sind zu konkreten Schlüssen gekommen.

Erkennst du dich und/oder deine Geschwister in den Ergebnissen der Studien wieder?

Das große Geschwisterchen übernimmt häufig die Verantwortung für das jüngere Geschwisterkind.
Quelle: IMAGO / Westend61

Der oder die Älteste

Die Kinder, die als erstes in einer Familie geboren werden, lernen schnell eine gewisse Verantwortung, aber damit auch eine Anführer-Rolle zu übernehmen. Der Psychologe Sulloway schrieb 1999 dazu: „Erstgeborene sind gewissenhafter als später Geborene, ein Unterschied, der dadurch zum Ausdruck kommt, dass sie verantwortungsbewusster, zielstrebiger, organisierter und akademisch erfolgreicher sind.“ Da Eltern häufig von ihnen erwarten, sich um die kleineren Geschwister zu kümmern, müssen sie bereits früh ein Verantwortunsbewusstsein entwickeln. Häufig zeigen sie mehr Initiative als die anderen Kinder und können besser anführen, was ihnen später im Job meist zugute kommt.

Außerdem zeigt sich, dass die älteren Kinder meistens intelligenter sind als ihre jüngeren Geschwister, auch wenn der Unterschied nicht groß sein soll. Auch das begründet sich durch ihre Rolle im sozialen Gefüge der Familie. 

Unerhört sagst du jetzt als mittleres, jüngstes oder einzelnes Kind? Lies auf den nächsten Seiten alles zu dir:

Das mittlere Kind erfährt häufig am wenigsten Aufmerksamkeit.
Quelle: IMAGO / Cavan Images

Das mittlere Kind

Die mittleren Kinder, oder auch häufig die Sandwich-Kinder genannt, sind genau zwischen dem älteren und dem jüngeren Geschwisterteil und das merkt man auch an ihrer Persönlichkeit. Sie haben von beiden Geschwistern Teile der Persönlichkeit übernommen und daraus ihre ganz eigene entwickelt. Durch ihre Stellung sind sie deutlich feinfühliger für ihre Umwelt, nehmen diese aufmerksamer wahr und tendieren dazu, sich besonders diplomatisch zu verhalten, sagen Gebauer-Sesterhenn, Pulkkinen Edelmann. Dazu sind die mittleren Kinder deutlich fleißiger als ihre älteren und jüngeren Geschwister. Aus ihrer Erziehung soll sich außerdem eine besondere Chance ergeben: Sie gehen am ehesten ihren eigenen Weg! 

Und was bleibt nun positives oder negatives für die jüngsten Geschwister übrig und die Kinder, die keine Geschwister haben? 

Das jüngste Kind hat eine besondere Position in der Familie, die auch nicht immer einfach ist.
Quelle: IMAGO / Panthermedia

Das Nesthäkchen

Die Kleinsten der Familie sind meistens ganz anders als ihre älteren Geschwister und grenzen sich in ihrer Persönlichkeit deutlich von ihnen ab. Dadurch, dass sie häufig mehr in Watte gepackt werden als der Rest ihrer Familie, haben sie eine ganz eigene Wahrnehmung der Welt. Sie lieben zwar die Aufmerksamkeit, haben aber trotzdem das Gefühl, von der Umwelt nicht so respektiert zu werden wie ihre älteren Geschwister. Durch ihre starken sozialen Bindungen zur Familie tun sie sich später schwer, ein Unabhängigkeitsgefühl aufzubauen. Das kann auch daherkommen, dass sie oft überbehütet werden und einige Dinge für sie übernommen werden. So müssen sie Selbstständigkeit in Eigenregie erlernen.

Und was ist nun, wenn man gar keine Geschwister hat?

Das Einzelkind hat eine ganz eigene Persönlichkeitsstruktur.
Quelle: stylevamp.de

Das Einzelkind

Kinder, die ohne Geschwister aufgewachsen sind, mussten auch ihre Persönlichkeit ohne die ständige Unterstützung dieser entwickeln. Gewisse Vorurteile sind deshalb bei vielen aus ganz nachvollziehbaren Gründen berechtigt, denn sie haben ein natürliches Zentrum entwickelt, das nur aus ihnen selbst besteht. Besonders später haben sie deshalb häufig Schwierigkeiten, eine feste Beziehung aufzubauen.

Doch ist unsere Persönlichkeit und Identität hauptsächlich durch unsere Erziehung und unsere Position im Familiengefüge bestimmt? Kommen wir „da nicht mehr raus“?

Dazu liest du mehr auf der nächsten Seite:

Wir sind unserer Erziehung nicht wehrlos ausgesetzt, wir selbst können unsere Identität formen.
Quelle: IMAGO / Wavebreak Media Ltd

Du bist den Familienstrukturen nicht ausgeliefert

Auch, wenn du dich als Kind natürlich einem Familiengefüge anpassen musstest, so deine „Rolle“ kennengelernt hast und diese auch in den andere Gefüge, wie Freundschaften, Schule und Arbeit mitnimmst, so bist du diesen frühen Erfahrungen nicht „ausgeliefert“.

Wenn es um Familiendynamik geht, lässt sich nicht leugnen, welchen Einfluss unser Platz in der Familie auf unsere Persönlichkeit und unseren Charakter haben kann. Von der Geburtsreihenfolge bis zu den Geschlechterrollen hat jede Position, die wir innerhalb einer Familieneinheit einnehmen, einen Einfluss darauf, wer wir sind und wie wir mit anderen interagieren. Aber heißt das, dass der Platz in der Familie die komplette Persönlichkeit ausmacht?

Mehr auf der nächsten Seite:

Wer sich mit sich selbst auseinandersetzt, lernt viel über seine Identität und wie sie entstanden ist.
Quelle: IMAGO / Cavan Images

Wer sich seiner selbst bewusst ist, kann sich auch verändern

Die Antwort lautet sowohl ja als auch nein! Es stimmt zwar, dass bestimmte Aspekte deiner Identität von Ihrem Platz in der Familie geprägt sein können - z. B. ob du eher kontaktfreudig oder introvertiert bist. Aber deine Gesamtpersönlichkeit wird nicht unbedingt nur durch deine Rolle innerhalb der Familienstruktur bestimmt. Vielmehr solltest du andere Faktoren wie Erziehung und Umfeld berücksichtigen, wenn du versuchst zu verstehen, wer du im Grunde bist. Wenn du weißt wer du bist, kannst du dich im nächsten Schritt fragen, wer du sein willst und dein Leben entsprechend umkrempeln.

Zeige deinen Freunden und Geschwistern die interessanten Ergebnisse der Studie und entscheide, ob das auf euch zutrifft! Wie wohl das Leben in einer Großfamilie ist?

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