Zeitsprung: Das Schönheitsideal der Frau in den letzten 100 Jahren

Zeiten ändern sich und das ist gut so! Auch die Veränderungen des Schönheitsideal von Frauen hat sich in den letzten 100 Jahren stark geändert.

Das Schönheitsideal von Frauen hat sich in den letzten Jahren immer wieder verändert
Quelle: IMAGO / Westend61

Das Schönheitsideal von Frauen hat sich in den letzten 100 Jahren immer wieder geändert. Von den 1920er Jahren, in denen schlanke, androgyn wirkende Frauen mit kurzen Haaren im Stil des „Flapper"-Looks als trendsetzend galten, bis hin zur heutigen Zeit, in der Vielfalt und Individualität zunehmend gefeiert werden, hat sich ein bemerkenswerter Wandel vollzogen. Heute sind unterschiedliche Körperformen gefragt. Die Veränderungen im Schönheitsideal spiegeln den kulturellen, sozialen Wandel wider und zeigen, dass Schönheit nicht länger einer starren Norm entsprechen muss. 

Aber wie sahen die einzelnen Schönheitsideale denn genau aus? Das schauen wir uns genauer an und sind verwundert, wie die Zeit vergeht: 

Die Flapper Girls bildeten eine eigene Ära ab
Quelle: IMAGO / Design Pics

1920 - 1930

In den 1920er und 1930er Jahren, einer Ära des Aufbruchs und der kulturellen Veränderungen, prägten die sogenannten „Flapper Girls" das Schönheitsideal der Frauen. Diese jungen, selbstbewussten Frauen rebellierten gegen die traditionellen Konventionen und trugen kurze Haare, schmal geschnittene Kleider und rauchten in der Öffentlichkeit. Sie bevorzugten einen androgynen Look mit flachen Brüsten, schmaler Taille und einer betonten Hüftlinie. Das Schönheitsideal der Flapper war von Freiheit und Unabhängigkeit geprägt und brach mit den vorherigen Vorstellungen von Weiblichkeit. Die Flapper Girls verkörperten den Zeitgeist des „Roaring Twenties" und hinterließen einen bleibenden Eindruck auf die Mode- und Schönheitswelt.

Weiter geht die Zeitreise:

Die Mode wurde sehr von den wirtschaftlichen und sozialen Umstände geprägt
Quelle: IMAGO / United Archives International

1930-1950

Der Stil von Frauen zwischen den 1930er und 1950er Jahren unterschied sich von den Vorjahren. In den 1930er Jahren dominierten schlanke Silhouetten mit schmalen Taillen, langen Röcken und Blusen. Die Mode der 1940er Jahre wurde stark von den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs beeinflusst, was zu einer Einschränkung von Materialien und Ressourcen führte. Dies führte zu praktischerer Kleidung, wie z. B. A-Linien-Kleidern und Anzügen mit schlichten Linien. Nach dem Krieg brachen die 1950er Jahre an, eine Zeit der Fülle und des Glamours. Die Mode war von weiten, glockenförmigen Röcken, engen Taillen, betonten Brüsten und femininen Details wie Schleifen und Rüschen geprägt. Der Stil dieser Zeit strahlte Weiblichkeit und Eleganz aus.

Wie ging es weiter? 

Die Comicfigur Jessica Rabbit diente Frauen ästehtisches Vorbild
Quelle: IMAGO / United Archives International

1950-1960

Diese Jahre brachten wieder Veränderungen in das Äußere Erscheinungsbild von Frauen. Die weibliche Figur wurde hochgeschätzt, mit einer Sanduhr-Silhouette als Ideal. Dieses Ideal führte also weiter weg von sehr schlanken Körpern, sondern setzt mehr auf Kurven. Eine Stilikone dieser Zeit Marilyn Monroe oder sogar Comicfigur Jessica Rabbit. Frauen strebten nach einem makellosen Teint mit einem sanften Rosaton, betonten Augenbrauen und langen, geschwungenen Wimpern. Die Lippen waren meist in sinnlichen Rottönen gehalten. Die Frisuren waren glamourös und perfekt gestylt, von aufwendigen Hochsteckfrisuren bis hin zu lockigen Bob-Frisuren. Der Kleidungsstil war elegant und feminin, mit ausgestellten Röcken, betonten Taillen und figurbetonten Oberteilen. Frauen trugen zudem oft Handschuhe, Hüte und Schmuck, um ihren Look zu vervollständigen.

Das kurvige Zeitalter hielt aber nicht an:

Durch Twiggy wurde der Pixie-Cut geboren
Quelle: IMAGO / Cinema Publishers Collection

1960-1970

Das Schönheitsideal von Frauen zwischen 1960 und 1970 war stark von dem ikonischen Model Twiggy geprägt. Mit ihrem schlanken und jugendlichen Aussehen veränderte sie das Schönheitsideal der Zeit. Frauen strebten nach einem schlanken Körper mit schmalen Hüften und langen Beinen, also wieder ganz anders, als die Jahre zuvor. Das Make-up war minimalistisch, mit großen, betonten Augen und langen Wimpern. Die Frisuren waren kurz, oft im Bob-Schnitt oder mit einem modischen Pixie-Cut. Der Kleidungsstil war modisch und experimentell, mit knappen Miniröcken, bunten Mustern und kantigen Silhouetten. Twiggy symbolisierte den Aufbruch der Jugendkultur und prägte eine Ära des rebellischen und modischen Ausdrucks.

Auch die nächsten Jahre blieben modisch auffällig:

Die Mode der 70er Jahre war geprägt von der Hippie Zeit und der Frauenbewegung
Quelle: IMAGO / United Archives International

1970-1980

In den 1970er und 1980er Jahren entwickelte sich das Schönheitsideal der Frauen zu einem Ausdruck von Freiheit, Individualität und auch Abnablung. Natürliche Schönheit wurde betont, mit einem Fokus auf langen, lockigen Haaren. Die Körperideale wurden vielfältiger, wobei sowohl schlanke als auch kurvige Figuren als attraktiv galten. Die Mode dieser Zeit umfasste fließende Kleider, Schlaghosen, Plateauschuhe und auffällige Muster. Beeinflusst wurde das eigene Selbstbild von der Zeit der Hippies, aber auch der Frauenrechtsbewegung, die besonders die Freiheit der Frau und den Ausbruch aus bisherigen Rollen thematisierte. Die damalige Rebellion spiegelte sich in dem eigenen Verständnis für sich, seinen Körper und der Mode wider. 

Eigentlich verwunderlich, dass dann wesentliche Veränderungen anstanden: 

Schulterpolster und Sportoutfits dominierten die Modelandschaft
Quelle: IMAGO / United Archives

1980-1990

In den 1980er Jahren war das Schönheitsideal der Frauen von einer starken Betonung von Körperlichkeit und Selbstbewusstsein geprägt. Frauen strebten nach einer sportlichen, athletischen Figur mit definierten Muskeln, nicht mehr sehr schlank, nicht mehr betont curvy. Der Trend der Aerobic-Fitness und des Bodybuildings fand großen Anklang. Mode war geprägt von auffälligen Farben, voluminösen Silhouetten und glamourösen Accessoires, die man gar nicht übersehen konnte. Die bekannten Schulterpolster und oversized Blazer waren typisch für den Business-Look, während bauchfreie Tops und enge Leggings die Freizeitmode dominierten. Haare wurden groß und voluminös getragen, besonders die gute alte Dauerwelle. Das Schönheitsideal der 80er Jahre verkörperte eine starke Weiblichkeit und einen Hang zur Exzentrik.

Die 90er leiteten eine ganz besondere Ära ein:

Die 90er waren modisch sehr vielfältig und wurde auch von der Supermodel Ära geprägt
Quelle: IMAGO / SNA

1990-2000

Die 90er sollten das Schönheitsbild von Frauen noch lange prägen. Die berühmte „Supermodel-Ära" brach an. Die Modebranche wurde vor allem durch den Stil „Heroin chic" durchzogen und beeinflusste eine ganze Generation junger Models. Auf der dieser Seite standen Supermodels wie Kate Moss, die diesen Stil wie keiner andere präsentierte. Dabei ging es um sehr schlanke und kantige Körper. Außerdem gab es die Supermodels wie Cindy Crawford, Heidi Klum, Naomi Campbell oder z.B. Tyra Banks, die ein makelloses Aussehen aufwiesen und große, schlanke und sehr weibliche Körper. Andere Körpertypen suchte man in der Branche damals vergebens.

Sehr bekannt sollte uns der Freizeitstil sein, welcher damals angesagt war. Es handelte sich oftmals um lässige Outfits, Baggys, Crop-Tops und Sneaker, die heutzutage ihr Comeback feiern. 

Auch die 2000er waren eine prägende Zeit:

Anfang der 2000er war der sogenannte Britney Spears-Stil sehr angesagt
Quelle: IMAGO / YAY Images

2000-2010

Anfang der 2000er Jahre war die Mode der Frauen von einer Vielfalt an Trends geprägt. Ein dominierendes Element war der Einfluss der Popkultur, insbesondere der Musikindustrie. Der „Britney Spears"-Stil mit tief sitzenden Jeans, bauchfreien Tops und eng anliegenden Oberteilen war äußerst beliebt. Ebenfalls populär waren die „Diva"-Looks von Jennifer Lopez und Beyoncé, die glamouröse Abendkleider und auffälligen Schmuck bevorzugten.
Verschiedene Schönheitsideale wurden in dieser Zeit parallel verfolgt. Einerseits gab es immer noch den anhaltenden Trend des schlanken Körperbaus, der von prominenten Persönlichkeiten wie Victoria Beckham und Paris Hilton verkörpert wurde. Es wurde viel Wert auf schlanke Silhouetten, flache Bäuche und definierte Muskeln gelegt. Andererseits gewann auch der Trend der kurvigen und volleren Figuren an Bedeutung, angeführt von Stars wie Jennifer Lopez und Beyoncé. Es entstand ein Streben nach weiblichen Rundungen und einem gesunden, athletischen Körperbau.

Wir kommen der Gegenwart näher:

Die Bewegung Body Positiv ist seit 2010 auf dem Vormarsch und beeinflusst das Schönheitsideal
Quelle: IMAGO / Zoonar

2010-heute 

Ab ca. 2010 hat sich das Schönheitsideal der Frauen in vielerlei Hinsicht gewandelt. Ein wichtiger Aspekt war der zunehmende Fokus auf Natürlichkeit und Authentizität. Wichtig für das Selbstbild und dem Idealbild von Frauen war und ist die Körperakzeptanzbewegung, welche die Vielfalt und unterschiedliche Körperformen feiert. Der Einfluss der sozialen Medien führte zu einem breiteren Spektrum an Schönheitsstandards und einer größeren Sichtbarkeit von diversen Körperbildern. Der Begriff „Body Positivity" wurde populär, der Selbstliebe und Akzeptanz förderte. Die Mode war geprägt von einem Mix aus Vintage-Stil, minimalistischem Design und experimenteller Streetwear, aber auch sie ist immer wieder im Wandel. Das Schönheitsideal dieser Zeit zieht sich bis zur Gegenwart und stellt einen Wandel hin zu mehr Individualität, Vielfalt und Selbstliebe dar. 

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