Nach Entbindung: Das sollten Frauen über den „Husband Stitch” wissen

Hast du schon einmal vom sogenannten „Husband Stitch“ gehört? Er wird leider immer noch von Ärzt*innen nach der Entbindung praktiziert. Das steckt dahinter:

Als sei eine Entbindung nicht schon anstrengend genug für den weiblichen Körper, wird bei manchen Frauen noch der „Husband Stitch“ durchgeführt.
Quelle: IMAGO / Bernd Friedel

Die Praxis, die bei Frauen nach der Entbindung für zusätzliche Schmerzen sorgen kann, nennt sich „Husband Stitch“. Dabei wird vielen Frauen in ihrer verbundbarsten Stunde etwas angetan, zu was sie nicht zugestimmt haben. Und schon vor der Entbindung müssen Frauen einiges über sich ergehen lassen! Sie werden in dem Moment ihrer körperlichen Autonomie beraubt. Bei der Geburt eines Kindes, ein an sich emotionales Erlebnis, gibt es viele Rituale und zum Teil merkwürdige Praktiken. Dabei ist es beispielsweise nicht unüblich, dass der frischgebackene Vater die Nabelschnur durchschneiden darf. In widerum anderen Kulturen ist es gang und gäbe, die Plazenta unter einem Baum vergraben.

Doch was ist nun der „Husband Stitch"? 

Was passiert beim Husband Stitch?
Quelle: IMAGO / agefotostock

Ein Stich zu viel

Ein Dammriss ist bei einer Geburt nichts ungewöhnliches. Allerdings ist es medizinisch nicht notwendig, dass der entbindende Arzt im Fall eines Dammrisses ein paar Stiche zu viel setzt, wenn er die Wunder vernäht. Diese Praxis nennt sich „Husband Stitch“ und dient zur Verkleinerung des weiblichen Genitalbereiches. Dies soll dem Mann beim Liebesakt mehr Lust verschaffen. Doch das Ergebnis ist das genaue Gegenteil: Männer spüren nicht mehr als vorher. Für die Frauen hingegen bereitet es oftmals große Schmerzen!

Die meisten von uns werden nun denken, diese Praxis würde fernab der Realität stattfinden. Doch dank der sicheren Anonymität des Internets berichten immer mehr Frauen, auch in Deutschland, dass bei ihnen dieser Stitch gesetzt wurde!

Nun gibt es auch Foren, in denen sich Frauen öffentlich austauschen und sich gegenseitig Mut machen: 

Darum ist es ein Irrglaube, dass beim Mann mehr Lust empfunden wird.
Quelle: IMAGO / Westend61

Darum sorgt die bedenkliche Praktik gar nicht für mehr Lustempfinden beim Mann

Egal, ob es sich um einen Riss oder einen Schnitt handelt, nach der Geburt ist es notwendig, das Gewebe zu nähen. Beim "Husband Stitch" näht der Arzt das Gewebe über den eigentlichen Bedarf hinaus, um den Vaginaleingang enger erscheinen zu lassen. Es ist wichtig zu verstehen, dass dies jedoch keinen Einfluss auf das Lustempfinden des Mannes hat, da die Vagina an sich dadurch nicht enger wird. Es ist also ein Irrglaube zu denken, dass Männer dadurch lustvolleren Sex erleben würden.

Stattdessen leiden Frauen unter schrecklichen Schmerzen bei der Penetration. Es ist schwer vorstellbar, dass ein verantwortungsbewusster Partner dies tatsächlich für seine Partnerin wünschen würde. Die sexuelle Erfüllung sollte auf einem gegenseitigen, einfühlsamen Austausch basieren und nicht auf medizinischen Eingriffen, die potenzielle Komplikationen und unangenehme Folgen für die Frau mit sich bringen.

Oft ist der Husband Stitch das Resultat eines Dammrisses.
Quelle: IMAGO / agefotostock

Dammriss wird als Vorwand genommen

Wie bereits erwähnt, reißt bei vielen Geburten der Damm. Das ist leider keine Seltenheit und muss vernäht werden. Ein präventiver Dammschnitt wird heute hingegen nur in den wenigsten Fällen durchgeführt. Wenn Ärzt*innen diese Wunden jedoch zu weit zusammennähen, verkleinert sich der Eingang zum weiblichen Intimbereich. Dabei verliert die Frau den Lustgewinn und hat beim Liebesspiel besonders große Schmerzen. Nun gibt es auch eine Webseite (mamabirth.com), auf der Frauen von ihren Erfahrungen berichten und sich austauschen. Doch das ist sicherlich nichts für schwache Nerven, denn die Geschichten sind echt hart.

Auf der nächsten Seite liest du einen Leidensbericht:

Frauen werden in der Regel nicht gefragt, ob sie den Husband Stitch wollen.
Quelle: IMAGO / Addictive Stock

Wie fühlt sich der „Husband Stitch“ für Frauen an?

Eine Nutzerin schreibt in dem Forum: „Ich hatte bei meinem ersten Baby einen Dammschnitt (dem ich nicht zustimmte … die Ärztin hat mich informiert, während sie den Schnitt durchgeführt hat). Danach hat sie mich zu eng zugenäht. Geschlechtsverkehr hat mir sechs Monate lang Schmerzen bereitet … Zuerst war es so qualvoll, dass wir es nicht einmal probieren konnten. Ich weinte jedes Mal, wenn wir es versuchten.“

Vor einer Geburt solltest du dich allgemein, egal ob du Sorge vor dem „Husband Stitch“ hast oder nicht, gut mit dem behandelnden Entbindungsteam austauschen. Rede offen über deine Sorgen, Ängste und Wünsche und hole dir gegebenenfalls die Unterstützung einer Hebamme.

Erfahrungsberichte auf Reddit sprechen eine eindeutige Sprache.
Quelle: Reddit / KeepInKitchen , IMAGO / Panthermedia

Eine veraltete Technik? Falsch gedacht

Viele denken, der „Husband Stitch“ sei entweder ein Mythos oder mindestens eine veraltete Technik. Doch wie falsch das ist, zeigt ein Reddit-Beitrag eines Users, der berichtet:

„Gestern war ich zu einem kleinen Treffen bei einem Freund zu Hause, als einer unserer Freunde dort verkündete, dass seine Freundin schwanger sei. Alles war gut, wir freuen uns alle sehr für sie, es sind gute Menschen, die gute Eltern sein werden. Daraufhin sagt ein andererr Freund, der (Gott sei Dank) noch nie ein Kind bekommen hat: „Stell nur sicher, dass der Arzt ihr einen Husband Stitch macht, sonst bekommt ihr keine weiteren Kinder. Was zum Teufel ist ein Husband Stitch, fragte er daraufhin. Nun, wenn deine Frau während der Geburt aufreißt, nähen sie sie zu. Ein Husband Stitch ist nur ein zusätzlicher Stich, den sie hinzufügen, damit sie fester ist, egal wie viel Schaden das Kind angerichtet hat. Sobald er das sagte, hatte ich einen seltsamen Moment der Erkenntnis. Dieser Mann fährt. Dieser Mann wählt. Dieser Mann hat Sex mit Frauen und hat die Möglichkeit, noch dümmere Menschen zu machen.“

Hier geht es weiter:

Es ist wichtig, dass Frauen wissen, wie sie sich schützen können.
Quelle: IMAGO / Shotshop

Wie können sich Frauen vor dem „Husband Stitch“ schützen? 

Um dich vor dem „Husband Stitch" zu schützen, ist es wichtig, dich über deine Rechte und Möglichkeiten zu informieren. Führe eine offene und ehrliche Kommunikation mit deinem Arzt oder deiner Ärztin. Frage nach den Details des geplanten Eingriffs und kläre deine Bedenken. Informiere dich auch über alternative Geburtsmethoden wie die Verwendung von Entspannungstechniken, Geburtspositionen und Atemübungen, die den Geburtsprozess erleichtern können.

Darüber hinaus ist es wichtig, eine vertrauensvolle Beziehung zu deinem Geburtsteam aufzubauen. Sprich über deine Erwartungen und Wünsche in Bezug auf die Geburt und sorge dafür, dass deine Entscheidungen respektiert werden. Es kann hilfreich sein, eine unterstützende Begleitperson wie deinen Partner, einen Freund oder ein Familienmitglied dabei zu haben, der deine Interessen während des Geburtsprozesses vertritt.

Doch was kann eine Frau tun, wenn es schon zu spät ist? 

Das können Frauen tun, wenn sie von dem Eingriff betroffen sind.
Quelle: IMAGO / Pond5

Was können Frauen tun, die davon betroffen sind? 

Frauen, die von einem „Husband Stitch“ betroffen sind, sollten zunächst wissen, dass sie das Recht haben, ihre Bedenken und Beschwerden anzusprechen. Es ist wichtig, ärztlichen Rat einzuholen, um den Zustand der Naht zu beurteilen und eventuelle Komplikationen zu behandeln. Eine offene Kommunikation mit dem Arzt oder der Ärztin ist entscheidend, um ihre Sorgen zu äußern und weitere Schritte zu besprechen. Es kann hilfreich sein, eine Zweitmeinung von einem anderen Facharzt einzuholen, um alternative Behandlungsmöglichkeiten oder Korrekturen zu prüfen. Es gibt Chirurgen, die auf die Korrektur von episiotomischen oder Narbengewebe spezialisiert sind und möglicherweise Lösungen anbieten können.

Das könnte außerdem helfen: 

Es gibt Gruppen, die darauf spezialisiert sind, betroffenen Frauen zu helfen.
Quelle: IMAGO / Pond5

Auch das könnte Frauen helfen ...

Frauen sollten sich auch an Unterstützungsgruppen oder Organisationen wenden, die sich mit dem Thema Geburtstrauma befassen. Diese Gruppen können nicht nur emotionale Unterstützung bieten, sondern auch Informationen über juristische Schritte und rechtliche Schutzmechanismen bereitstellen. Wenn man also in einer aussichtslosen Situation ist, können solche Gruppen helfen, einen Überblick über die eigenen Rechte zu verschaffen und dir den Rücken stärken.

Es ist wichtig, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und sich bei der Bewältigung der körperlichen und emotionalen Auswirkungen des „Husband Stitch“ professionelle Unterstützung zu suchen. Der Fokus sollte darauf liegen, die körperliche und psychische Gesundheit wiederherzustellen und eine positive Geburtserfahrung zu ermöglichen.

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