Menschen mit Depressionen wollen, dass ihr die wichtigen Dinge wisst
Depressionen werden von vielen Menschen total unterschätzt. Doch dabei handelt es sich um eine ernstzunehmende Krankheit. Das sollte man darüber wissen:

Achtung Triggerwarnung!
Depressionen gehören weltweit zu den am weitesten und häufigsten unterschätzen psychischen Erkrankung überhaupt. So sind in Deutschland beispielsweise im Jahr 2018 11,3% der Frauen und 5,1% der Männer und insgesamt 8,2% der deutschen Bevölkerung erkrankt. Das entspricht 5,3 Millionen Bürger*innen! Man sollte also meinen, dass die Gesellschaft über die Ursachen und Symptome dieser Krankheit relativ gut aufgeklärt sei. Und doch sehen sich Betroffene immer wieder mit Irrtümern und Vorwürfen konfrontiert, die ihnen das Leben leider noch schwerer machen. Damit du bei depressiv erkrankten Menschen oder gar bei deiner eigenen Erkrankung richtig reagierst, haben wir im Folgenden zusammengefasst, was man über Depressionen wissen sollte!
Das erfährst du auf der nächsten Seite...

Depressionen können jeden treffen
Depressionen können laut der Deutschen Depressionshilfe sowohl psychosoziale als auch neurobiologische Ursachen haben. Das bedeutet, sie können durch mehrere Faktoren ausgelöst werden und sind meist nicht nur auf ein einzelnen Aspekt zurückzuführen. Die neurobiologischen Faktoren beinhalten die genetische Veranlagung. Das heißt, Menschen mit Angehörigen, die an Depressionen leiden, haben ein deutlich erhöhtes Risiko ebenfalls daran zu erkranken. Unter psychosozialen Ursachen versteht man hingegen traumatische Erlebnisse, die tief in einem verborgen liegen. Verschiedene Umstände wie etwa Überforderungssituationen, Verlusterlebnisse oder auch vermeintlich positive Dinge wie der Urlaubsantritt oder die Geburt des eigenen Kindes können die Depressionen dann auslösen.

Depressionen sind nicht einfach eine "extreme Traurigkeit"
Viele Außenstehende neigen dazu, die Depression als alltägliche Schwankung des Befindens der betroffenen Person zu beschreiben. Doch die Erkrankung ist deutlich von einer vorübergehenden Phase der Niedergeschlagenheit zu unterscheiden, die bei fast jedem Menschen im Laufe des Lebens auftritt. So kann man aus medizinisch-therapeutischer Sicht von einer ernsten Erkrankung sprechen, die nicht nur das Denken, Fühlen und Handeln des Erkrankten beeinflusst, sondern auch Körperfunktionen stören kann. Der Begriff „depressiv“ wird von vielen Menschen oft inflationär für extreme Traurigkeit benutzt und so wird die Krankheit häufig unterschätzt. Das führt auch dazu, dass die Betroffenen sich seltener professionelle Hilfe suchen. Man sollte eine Depression also durchaus ernst nehmen.

Depressionen können nicht einfach nachempfunden werden
Natürlich hatte jeder schon mal einen schlechten Tag oder war traurig. Diese Gefühle aber mit den andauernden Problemen eines depressiven Menschen gleichzusetzen, ist nicht nur falsch sondern auch unsensibel. Ein(e) Betroffene(r) schreibt im Buch „Schattendasein: Das unverstandene Leiden Depression“: „Mir geht’s schlecht. Seit einigen Wochen hab ich „schlechte Laune“, wie es mein Umfeld nennt. Ich hab keine Lust auf irgendetwas. Gestern z.B. wollte ich mit Freunden tanzen gehen, was ich sonst so gerne tue. Um halb zwölf hab ich dann abgesagt und bin ins Bett gegangen. Ich habe vor schlechten Gedanken ständig Kopfschmerzen und würde deswegen am liebsten die ganze Zeit nur schlafen. Aber ich kann nicht schlafen. Ich schlafe über den Tag verteilt immer wieder ein bis zwei Stunden, wache dann auf, habe Kopfschmerzen, schlucke zwei Aspirin und hänge dann rum.“

Über Depressionen zu reden ist einfacher gesagt als getan
Leider haben Betroffene oft das Gefühl, dass das Reden über ihre Depression von anderen Menschen möglicherweise als Jammern wahrgenommen wird und diese sie nicht verstehen. Und während das tatsächlich oft der Fall ist, wird durch ihr Schweigen natürlich auch nichts besser. So sollte man sich so schnell wie möglich ärztlichen Rat einholen. Diesen Schritt kann man als Angehörige(r) gut unterstützen und dann vielleicht sogar gemeinsam einen Arzt aufsuchen. Denn es fehlt auch oft vielen Erkrankten die Kraft, sich zu einem Arztbesuch aufzuraffen. Daher ist die Unterstützung der Angehörigen umso wichtiger.

Depressionen lassen sich durch rationales Denken nicht heilen
Aussagen wie "Reiß dich doch einfach zusammen" sind etwas, das depressive Menschen nur all zu oft an den Kopf geschleudert bekommen. Tatsächlich ist es aber häufig so, dass Betroffene sich regelrecht von ihrer Krankheit gefangen gehalten und erdrückt fühlen. Dieser Zustand sorgt dafür, dass ihnen selbst einfachste Aufgaben des Alltags schwerfallen. Daher ist es wichtig, dass man die Grenzen der eigenen Belastbarkeit kennt und versucht, es nicht immer nur anderen recht machen zu wollen. Das Umfeld sollte daher respektvoll und verständnisvoll damit umgehen und die Entscheidungen des Betroffenen akzeptieren.

Gut gemeinte Ratschläge helfen nicht weiter
Natürlich ist es oft nett gemeint, wenn man sieht, dass es einer Person schlecht geht und man ihr mit Ratschlägen zur Seite stehen möchte. Doch es macht keinen Sinn, depressiv erkrankten Menschen Ratschläge á la „Nimm dir mal eine Auszeit und verreise“ oder „schalte doch einfach mal ab!“ zu geben. Ein Ratschlag kann oftmals genau das Gegenteil bewirken und die Schuldgefühle des Erkrankten noch verschlimmern. Stattdessen kann man auf stärkende Aussagen zurückgreifen: „Du bist nicht allein“, „kann ich dich unterstützen?“, „Ich nehme deine Erkrankung ernst!“ oder „Es ist okay“ helfen den Betroffenen viel mehr.

Es gibt Hoffnung auf Besserung
Zum Glück haben Psychologie und Psychiatrie heutzutage einige Praktiken und auch Medikamente in petto, die bei der Bekämpfung von Depressionen helfen können. Die grundlegenden Säulen der Behandlung sind dabei die Pharmako-therapie (Medikamentenbehandlung) mit Antidepressiva und die Psychotherapie. Häufig werden die beiden Komponenten miteinander kombiniert.
Hier kann man sich noch weiter darüber informieren.

Anzeichen von Suizidgedanken und -impulse rechtzeitig erkennen
Viele haben das Vorurteil, dass Menschen, die von Selbsttötung sprechen, es gar nicht so ernst meinen und sich schlussendlich nichts antun. Dies ist jedoch falsch. So gibt es klare Anzeichen und Andeutungen, die nicht unterschätzt werden sollten. Äußerungen wie „Es hat ja doch alles gar keinen Sinn mehr...“, „Irgendwann muss auch mal Schluss sein...“, „Es muss jetzt was passieren...“ sind erste Hinweise auf eine Gefährdung. Einige Menschen sortieren auch ihre Angelegenheiten und verschenken beispielsweise Gegenstände, setzen ihr Testament auf und treffen sich noch einmal mit ihren Angehören und Freunden. Ein weiteres Alarmzeichen ist, dass suizidale Menschen oft ruhig und gefestigt werden. Ein Trugschluss, denn oftmals verhalten sie sich so, weil ihr Entschluss schon feststeht. Das Umfeld geht dann davon aus, dass die Person auf dem Wege der Besserung ist.

Wo finde ich Hilfe?
Zunächst ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner für die Diagnostik und Behandlung von Depressionen. Er kann auch an einen Facharzt oder psychologischen Psychotherapeuten überweisen. In Notfällen, z.B. bei drängenden Suizidgedanken sollte man sich sofort an die nächste psychiatrische Klinik oder die 112 wenden. Der Sozialpsychiatrische Dienst (SpDi) bietet zudem in jeder Stadt ein Angebot für Menschen, die an Depressionen leiden und beratet diese und ihre Angehörigen. Ergänzend dazu gibt es weitere Hilfsangebote, die auch telefonisch nutzbar sind:
NummergegenKummer: Kinder- und Jugendtelefon/116111; Elterntelefon/0800 1110550
Info-Telefon Depression der Deutschen Depressionshilfe: 0800 / 33 44 533
Telefonseelsorge: 0800.1110111 /0800.1110222
Die App "Der Krisenkompass"